Lemon Bottle: Fettweg-Spritze to go für Jugendliche?

Andrii Borodai / istock

Gefährlicher Trend bei Teenager?

Die sogenannte „Lemon Bottle“ erlebt derzeit einen viralen Boom: Die Fettweg-Spritze verspricht, unerwünschte Pölsterchen und Rollen einfach verschwinden zu lassen. Der fruchtig-erfrischende Name lässt auch ganz junge User auf den Trend aufspringen und lässt dadurch den invasiven Eingriff harmloser darstellen als es ist. Allein auf TikTok, der Plattform mit den jüngsten Nutzern, wurden Videos mit dem Hashtag #Lemonbottle über 81,5 Millionen Mal angesehen. Auch auf verschiedenen Social-Media-Plattformen kursieren Clips, die zahlreiche Vorher-Nachher-Effekte zeigen. Behandlungen sind bereits ab 100 Euro erhältlich, und viele junge Nutzer werben für diese eher kostengünstige, invasive Methode, wobei häufig das Doppelkinn im Mittelpunkt steht. Während die Lemon Bottle vor allem in Großbritannien eine große Anhängerschaft gewonnen hat, gibt es in der ästhetischen Medizin Bedenken bezüglich der schnellen Verbreitung des Produkts. Einige führende Experten äußern Zweifel an der langfristigen Sicherheit und Wirksamkeit und kritisieren den Mangel an veröffentlichten Forschungsergebnissen. Zudem wird die Werbung beanstandet, die die Behandlung als schnelle und risikofreie Lösung darstellt. Auch das Mindestalter für die Zulassung der Behandlung wird diskutiert, und die Vermarktung über TikTok wirft erhebliche Bedenken hinsichtlich des Jugendschutzes auf.

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So wirkt Lemon-Bottle

Lemon Bottle ist eine Art Lipolysebehandlung, die darauf abzielt, hartnäckige Fettdepots durch Auslösung natürlicher chemischer Prozesse im Körper zu beseitigen. Bei der Behandlung wird eine Lösung mit natürlichen Wirkstoffen wie Bromelain, Riboflavin und Lecithin in den Bereich des Fettdepots injiziert. Nach Angaben der Hersteller fördern diese Wirkstoffe den Fettabbau und haben entzündungshemmende und gesundheitsfördernde Eigenschaften. Ziel der Behandlung ist nicht die Gewichtsreduktion, sondern der Abbau von Fettzellen. Das Produkt kann an verschiedenen Körperstellen angewendet werden. Obwohl die Behandlung derzeit hauptsächlich für das Doppelkinn verwendet wird, da es besonders hartnäckige Fettdepots aufweist, können auch andere Körperstellen mit der Spritze behandelt werden. Dazu gehören Arme, Rücken, Bauch, Gesäß, Hüften, Oberschenkel, Innenschenkel und sogar die Waden.

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Die Versprechen der Behandlung

Lemon Bottle wird von Sid Medicos, einem Unternehmen mit Sitz in Seoul, Südkorea, hergestellt und soll stärker, sicherer und wirksamer als andere fettauflösende Injektionen sein. Einer der Gründe für den Hype der Lemon Bottle ist das Versprechen schneller Ergebnisse: In den meisten Fällen reicht eine einzige Behandlung aus, um sichtbare Ergebnisse zu erzielen. Bereits nach 24 Stunden sollen die Fettpölsterchen geschmolzen, heißt es auf der Homepage des Produkts. Deshalb entscheiden sich manche vor einem Event oder einem besonderen Anlass für diese Behandlung.

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Die „natürlichen“ Inhaltsstoffe

Während Konkurrenzprodukte Substanzen wie Desoxycholsäure enthalten können, die auf ihre Sicherheit getestet wurden und nachweislich Fettzellen auflösen, ist dies bei Lemon Bottle nicht der Fall. Stattdessen wird mit „rein natürlichen Inhaltsstoffen“ geworben. Allerdings ist online keine vollständige Liste dieser Inhaltsstoffe verfügbar. Auf der Website des Unternehmens werden als „Hauptbestandteile“ Bromelain, das aus Ananas gewonnen wird, Riboflavin, auch bekannt als Vitamin B2, und Lecithin, eine in tierischen und pflanzlichen Geweben vorkommende Verbindung, genannt. Diese Wirkstoffe sollen die Fettzellen zum Schmelzen bringen und auf natürlichem Weg aus dem Körper entfernen. Doch dieses enthaltene Bromelain hat ein sehr hohes Allergiepotenzial, das sich bereits auf der Haut bemerkbar machen kann und es kann im schlimmsten Fall zu einer anaphylaktischen Reaktion kommen.

 

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Medizinsektor kritisch eingestellt

Experten auf dem Gebiet der ästhetischen Medizin haben Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Wirksamkeit des Produkts geäußert, da es nur wenige wissenschaftliche Belege für seine Wirksamkeit und Unbedenklichkeit gibt. Save Face, ein staatlich anerkanntes Register für medizinisch-ästhetische Behandlungen im Vereinigten Königreich, teilte The Guardian mit, dass im Jahr 2023 mindestens 90 Beschwerden über das Produkt eingegangen seien. So soll es zu Blutergüssen, Schwellungen, Infektionen und sogar Nekrosen – also dem Zerfall von Fleisch – gekommen sein. „Die Menschen halten es für eine magische Behandlung und sind sich der Risiken nicht bewusst“, so Ashton Collins im Guardian-Interview. Hinzu kommt die Sorge, dass immer jüngere Menschen durch TikTok und Co. invasive Methoden als normal empfinden und einen Schutz durch die Kosmetikindustrie fordern.

 

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