„Trad Wives“: Ein Rückschritt für den Selbstwert von Frauen?

Jordi Salas/ istock

Die Rückkehr zu traditionellen Rollenbildern

Passend zum Weltfrauentag am 8. März boomt in den sozialen Netzwerken eine Bewegung, die mit Emanzipation auf den ersten Blick eher wenig zu tun hat. Die Bewegung der „Trad Wives“ auf TikTok und Co. befürwortet, dass Frauen sich wieder den traditionellen Rollen als Ehefrau unterordnen sollen. Laut einem Bericht der amerikanischen Nachrichtenplattform Buzzfeed leben die sogenannten „Tradwifes“ (engl. Kurzform für traditionelle Frauen) nach einer streng konservativen Vorstellung: Die Frauen wenden sich damit explizit gegen feministische Perspektiven der Unabhängigkeit. Sie verherrlichen die Vorstellung von Gehorsam, Unterordnung und Hausarbeit als vorrangige Aufgaben und Ziele von Frauen. Die Rückkehr zu traditionellen Geschlechterrollen steht somit im Gegensatz zur Selbstbestimmung der Frau. Doch woher kommt der Wunsch, den eigenen Selbstwert offensiv herabzusetzen?

Beschränkung des Selbstwerts der Frau

Die Idee der „Trad Wives“ stellt für viele Social Media User Rückschritt im Selbstwertgefühl der Frauen dar: Indem Frauen auf ihre traditionellen Geschlechterrollen reduziert werden, sollen ihre individuellen Fähigkeiten und Ambitionen vermehrt ignoriert werden. Die jungen Frauen werden zu passiven Akteuren im häuslichen Umfeld degradiert und in ihrer Selbstverwirklichung beschnitten. Doch warum promoten manche weiblichen Influencer den Trend?

Krisen verändern Ansicht

Einerseits löste die TikToker-Generation die Friday of Future-Bewegung und viele feministische Booms aus, andererseits präsentieren sich junge Frauen im Netz als „Trad Wives“. Wie ist das möglich? Der Grund soll folgender sein: Angesichts von Pandemien, steigender Inflation, Klimawandel und diversen Krisenherden in der Welt ist das Wort „unsicher“ noch untertrieben. Das Bedürfnis nach einem stabilen Umfeld, in dem Rollen klar verteilt sind, sei zeitgemäß, sagt Sarah Spitzer, Expertin für soziale Medien an der Hochschule der Medien in Stuttgart, in einem Artikel der „Welt“. Für die „Trad Wives“ bedeutet das, sich auf ihre Rolle in der Familie zu konzentrieren. Außerdem lassen sich viele Trends auf Social Media gut verkaufen und so wird eine „Trad Wive“ schnell von der Hausfrau zur eigenen Marke, wie auch die amerikanischen Influencerin Estee Williams. Als 26-Jährige verdient sie nach eigenen Angaben mittlerweile einen fünfstelligen Betrag im Monat. Aber sie ist dabei auch mit einer großen Menge an Social Media Hate konfrontiert.

 

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Kritik an „Tradwives“

Die Kritik an den „Tread Wives“ ist enorm: Einerseits wird den Frauen vorgeworfen, die 1950er Jahre und damit die Frauendiskriminierung zu glorifizieren. Auch rechtes Denken bis hin zu Rassismus wird den Influencerinnen, die mit ihren Haushaltsvideos den Trend befeuern, vorgeworfen. Einige User sind sich sicher, dass der Trend einen Rückschritt in der Emanzipation darstellt und sich negativ auf alle Frauen auswirkt.

Selbstbestimmung und Emanzipation

In dieser Diskussion ist es wichtig zu betonen, dass das Selbstwertgefühl einer Frau nicht davon abhängen sollte, ob sie traditionelle Rollen übernimmt oder nicht. Echte Emanzipation bedeutet, dass Frauen die Freiheit haben, selbstbestimmt zu leben und ihren eigenen Interessen und Talenten nachzugehen – und zwar jenseits von Social-Media-Trends. Anstatt Frauen in überholte Vorstellungen zu zwängen, sollten wir eine Kultur fördern, die Frauen ermutigt, ihr volles und vor allem weibliches Potenzial auszuschöpfen – ohne ihre Weiblichkeit zu untergraben.

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